Langbein
…..und uns gibt`s leider auch!
Wir sind eine kleine Gruppe von Wasserschildkröten unterschiedlicher species, aber eines ist uns allen gemein: wir wurden einfach rausgeworfen aus der Wohnung unserer ehemaligen Besitzer!
Einige von uns – und dazu zähle ich, das Langbein auch – sogar kurz vor der kalten Jahreszeit, und was das abgegeben hätte musste ich am eigenen Leib erleben. Ich wurde im November in einem kleinen Teich gefunden, der zugefroren wäre und mein Leben hätte sich dadurch zwar langsam aber qualvoll und sicher zum Ende geneigt. Eine kleine Freundin, die mein Schicksal in derselben Pfütze mit mir teilte und auch noch vor dem Einfrieren herausgefischt wurde, hat es leider nicht geschafft. Sie ist den Strapazen trotz bester tierärztlicher Versorgung beim Reptilienspezialisten nach einigen Wochen erlegen, obwohl sie um ihre angefrorenen Beinchen richtig kämpfte und bis zum Schluss gut frass.
Mir ging es auch ans Eingemachte, ich hatte am Bauchpanzer einen riesigen faulen Fleck, den ich dem kalten Wasser zu verdanken hatte und der sich langsam in Richtung Innenleben bewegte. Jetzt half nur noch die Rosskur! Das war schrecklich! Mehrmals am Tag wurde ich gegriffen und gespritzt und eingekremt. Das Schlimmste aber war der Wasserentzug für mich, weil ich drauf und dran war zu vertrocknen. Ich durfte nur 2x am Tag für je ein halbes Stündchen schwimmen. Später wollten die mir dann weismachen, dass der Zersetzungsprozess sonst nicht aufzuhalten gewesen wäre. Gemein fand ich das aber trotzdem, ich, Langbein, der Wasserkaiser!
Nach 2 vollen Jahren wurde mein Panzer endlich wieder so wie er sein soll und nun lebe ich in einem grossen 1500 Liter Becken in den Übergangszeiten und in einem schönen eingezäunten Gartenteich im Sommer, damit ich nicht abhaun kann. Auszubrechen bleibt trotzdem mein oberstes Ziel, der Instinkt sagt mir nämlich, dass es irgendwo da draussen einen noch viel grösseren und wärmeren Teich gibt, wo man endlos schwimmen und jagen kann.