Gärten für Tiere

Nie zuvor gab es mehr Zierpflanzen, Zuchtbetriebe, Pflanzenschutzmittel, Gartenmessen und Gartenbegeisterte als heute. Doch noch nie gab es so viele künstliche und steril gepflegte Gärten wie in dieser Zeit. Dies mag mit den immer kleiner werdenden Grundstücken zusammenhängen, die zu den Wohneinheiten gehören, oder mit der einseitigen Beratung in den meisten Verkaufsstellen, oder mit den Modetrends, die sich auch bei den Pflanzensortimenten (immer mehr gefüllte oder sterile Pflanzen) und Gartenanlagen (puristisch auf wenige Materialien und Formen reduzierte Gärten) durchsetzen.

In der Gartenanlage des Artenschutzzentrums versuchen wir durchwegs so vielen Wildieren als irgendmöglich Nahrungsgrundlagen und Nistmöglichkeiten zu bieten. Dabei verzichten wir keineswegs auf ästhetische Ansprüche, denn der Mensch als schaffender und empfindender ist auch Teil dieses Kreislaufs und soll sich freuen am Leben, das ihn umgibt.

Zwar können auch noch so grosse Gärten mit einer solchen Zielvorgabe niemals intakte Landschaften ersetzen, doch können wir wenigstens den häufigeren Arten dienen, didaktisch wertvolle Beobachtungen und Erfahrungen an Interessierte weitergeben und unseren ganz persönlichen Einsatz zur Unterstützung von Biodiversität leben. Zu unserem grossen Erstaunen erstatteten uns am Uferbereich des Wasserkanals im vergangenen Jahr sogar ein Wendehals, ein Wiedehopf und für eine Woche auch regelmässig ein Flussuferläufer ihren Besuch. Heuer konnten wir bereits ein Hermelin beobachten, das sich am Vegetationsrand in guter Deckung bewegte und schliesslich in diesem Steinhaufen verschwand…

Wir freuen uns ebenfalls über die erfolgreiche Ansiedelung von neun Spatzenfamilien im eigens errichteten Spatzenhausentrakt visavis des Gemüsegartens, und beobachten sie gerne beim Jagen in den Beeten oder beim Sandbaden unter der Brücke des Wasserlaufs. Zeitig am frühen morgen geben sie ein Konzert und schnattern aufs Wildeste durcheinander, bevor die ganze Bande in die Schlehen aufbricht und nach und nach den gesamten Garten auf der Suche nach Essbarem abklappert. Es ist schon erstaunlich, wie gut sie sich in der Gruppe machen. Im Übrigen zählen Spatzen während der Aufzucht ihrer Jungen zu den besten Vertilgern sogenannter Ernteschädlinge im Garten und haben es bei der heutigen Bauweise gar nicht mehr leicht einen Nistplatz zu finden.

Zwischen den Fenstern sieht man die Einfluglöcher in die Fledermausstube…

Wir sehen uns im heurigen Jahr sogar bewogen, unsere einst fatal niedrige Meinung über die Wühlmaus zu revidieren. Hat das Luder nicht ungebeten unser steiniges Salbei – Mädchenaugenbeet gepflügt, was das jährlich zu bewerkstelligende Ausjäten zum Kinderspiel machte, feinkrümelige Erde besorgte und sogar der Erdkröte ein Überwinterungsquartier schuf. Das Glück war perfekt, als sich im Frühling auch noch eine riesige Erdhummelkönigin in einem der zahlreichen Gänge, der inmitten eines Schafgarbenhorstes einen oberirdischen Ausgang hatte ansiedelte und ihr Volk dort gründete. Wir hoffen aber natürlich dass sich die Wühlmaus – wie bereits im vorigen Jahr – erst im nächsten Herbst wieder blicken lässt…

Das nächst Bild veranschaulicht, wie wir unsere Vogelnisthilfen armieren. Wenn Katzen oder Marder ein Nest erst mal entdeckt haben, versuchen sie fast immer einen Raubüberfall. Dann kommt es darauf an, dass eine angebrachte Nisthilfe nicht erreichbar für sie ist. Häufig sind die Räuber aber geschickter und auch schlauer als man ihnen zutraut, und dann hängt alles von der zusätzlichen Armierung ab. Hier haben wir einen hohen Aufbau mit Rosenschnitt direkt auf die Nisthilfe gesetzt und mit Draht gut befestigt. Besonders gut eignet sich Schnittgut der rosa rugosa oder ähnlicher Wildrosen, deren Stacheln sind gnadenlos schmerzhaft und schrecken Jäger bestens ab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Hummelbeet entsteht…

Wir haben festgestellt, dass in den letzten Jahren laufend weniger Hummeln in unserem Garten zu beobachten waren, obwohl wir viele verschiedene Nektarquellen für diese Tierchen bieten. Dies hängt natürlich mit den stets schlechter werdenden Allgemeinbedingungen für die gesamte Insektenwelt zusammen und da es im Pustertal immer weniger blühende Wiesen, dafür aber unzählige Maisfelder gibt, die aus mit Gift gebeiztem Saatgut entstehen, lässt dies auch unweigerlich seinen zerstörerischen Abdruck auf der fauna des Tales zurück.

Deshalb haben wir uns entschlossen, einen Versuch zu starten unseren Hummeln das Leben etwas zu erleichtern. Der Anstoss dazu kam von den Kindern, die von den bunten schweren Brummern ganz einfach begeistert sind.

Nachdem der Garten schon seit geraumer Zeit auch mit verschiedenen Nistmöglichkeiten für staatenbildende Insekten ausgestattet wurde (Natursteinmauern mit eingebauten Hohlräumen in besonnten sowie absonnigen Lagen, ungemähte Abschnitte und Trockenrasen…) geht es nun darum, einem siedelnden Volk möglichst ganzjährig und lückenlos die richtigen Nahrungsquellen zu bieten.

Dazu haben wir uns aufgeteilt, und während die einen lieber Hand anlegen und ans (erdige) Werk gehn, suchen die anderen fleissig nach fachlicher Literatur, die uns in der Pflanzenauswahl behilflich sein soll. Es gibt bereits englische Studien, die eine ausreichende Versorgung eines Honigbienenvolkes auf hundert qm mit den richtigen  Pflanzen belegen. Für Hummeln haben wir bis jetzt noch nichts Derartiges gefunden, wohl auch deswegen weil sie in vielen verschiedenen Arten vorkommen. Inzwischen können wir aber die  Autoren Eberhard von Hagen, Peter-Frank Röseler und Paul Westrich brennend empfehlen, und lassen uns wie immer auch von Eigenbeobachtungen leiten.

An dieser Stelle geht´s weiter, sobald es Neues zu berichten gibt…

Die abgestochenen Rasensoden wurden in Form einer Gartenbank verbaut. Mal sehn, wielange das Kunstwerk sich hält und wie es sich wohl im Lauf der Zeit verändert…

… die Rasenbank ist nach wenigen Wochen schon stark geschrumpft, stabil bleibt sie nur dort, wo grössere Steine eingebaut wurden. Die vertrockneten Rasensoden dienen einigen Eidechsen als Sonnenplatz, auch daneben gelagertes Altholz wird zum Sonnen genutzt. Wenn man ihnen beim Sonnenbaden zu nahe kommt, flüchten sie sich schnell in die Hohlräume zwischen den Steinen und den Rasenschichten.

Auf die Rasenbank haben wir erst kürzlich einen alten recycelten Holzkasten gesetzt. Er ist gedeckelt und schirmt den darunterliegenden Teil vom Wetter ab. Innen am Boden haben wir das Material einiger Mäusenester deponiert, da Hummeln das Material gern verwenden und vom Geruch angezogen werden. Auch ausgekämmtes Hundehaar haben wir hineingegeben.

Eine weitere gute Möglichkeit bieten ausgediente weich ausgepolsterte Vogelnester, etwa vom Typ der Kohlmeisennester, sie werden gern von Hummeln angenommen um darauf ihren Bau zu setzten. Wir hoffen auf das Glück, im nächsten Jahr hier die Entwicklung eines neuen Hummelstaates beobachten zu dürfen…

Das neue Beet wurde inzwischen mit Komposterde aufgefüllt, die Schicht darunter besteht aus sehr durchlässigem Sand und Schotter, da hier früher ein Weg verlief.
Für heuer haben wir erstmal die Bienenweide Phacelia ausgesäht, sie bereitet als Gründünger den Boden vor und dient vielen Insekten als Nektarquelle, auch Hummeln besuchen sie regelmässig.

Auf dem ursprünglich häufig gemähten breiten Rasenweg neben dem Hummelbeet wachsen hauptsächlich Weiss- und Rotklee sowie Gundermann und kriechender Günsel, dazwischen etwas Wiesenpippau. Auch diese Fläche wird nun weniger oft und nur in Abschnitten gemäht, sodass dieses Nahrungsangebot für Insekten möglichst erhalten bleibt.

Sehr viele Insektengehölze und -stauden wachsen im Garten bereits und unser formuliertes Ziel war es ja eine durchgehende Blütentracht zu erreichen und das bereits bestehende Angebot zu ergänzen.

Unseren Beobachtungen zufolge gehörten in unserer Gartenanlage folgende Pflanzen im Frühling zu den meist besuchten: Traubenhyazinthen, Schachbrettblumen, Lungenkraut, Taubnessel, Schöllkraut, Salbei (bei uns vertreten in 4 Sorten: Wiesen-, Gewürz- und vom Ziersalbei: salvia nemorosa und salvia superba), Schnittlauch und Zierlauch, Gundermann , Günsel und Löwnzahn. Bei den Gehölzen waren es von den 28 Obstbäumen vor allem Apfel und Kirsche, wobei die Wildbirnen hauptsächlich von Bienen beflogen wurden. Ein Vogelbeerbaum, ein Schneeball, Beerensträucher (Johannisbeere, Stachelbeere, Himbeere, Brombeere) und ein Blauregen (der Flor ist bei uns immer spätfrostgefährdet) runden hier das reiche Frühjahrsangebot ab.

In der Blumenwiese blühen dann ausgedehnt Hornklee und Vogelwicken, beides hervorragende Nahrungsquellen für Hummeln, in den Rabatten geht´s weiter mit Bergbohnenkraut, den verschiedenen Glockenblumen, Lupinen, Fingerhut, Rittersporn, Ehrenpreis und Ziest. Eine Reihe mit ca. 30 offenblütigen rosa rugosa Pflanzen sorgen für heiteren, aussergewöhnlich lauten Bestäubungslärm und intensiven Rosenduft. Es folgen die Witwenblumen in der Wiese (knautia arvensis) und in den Rabatten (knautia macedonica), Katzenminze, Stockrosen und Malven.

Im Hochsommer zählen wir Eryngium planum, Kugeldistel,  Ysop, Echinacea, offene Dahlien, Zucchini, Lavatera, Mohn, Gamander, Indianernessel, Agastachen, Skabiosen, Thymian, Origanum, Minzen, Melissen und Sedumarten zu den Favoriten, in unserer Wiese sind es jetzt Johanniskraut, Centaurea, Natterkopf und Steinklee, am Gewässerrand Eupatorium und Blutweiderich.

Lücken in den Beeten füllen wir gern mit einjährigen Blühern auf, die sich mit etwas Glück wieder von selbst aussähen. Dazu zählen  Schmuckkörbchen, Kapuzinerkresse, Trichterwinde, Duftwicken, Ziererbsen, Klatschmohn, Phacelie und Borretsch (Alyssum, Ringelblume, Verbena bonariensis und Schwarzkümmel sind für Schwebfliegen attraktiv und sähen sich bereitwillig wieder selbst aus). Hummeln lieben übrigens Schopflavendel, den wir bereits als grosse Pflanze kaufen und möglichst früh im Garten auspflanzen, damit er bis zum Frost als Nektarquelle dienen kann.

…anspruchslose einjährige Insektennutzpflanzen

Grundsätzlich verwenden wir mindestens 5 Pflanzen einer Art um ein quantitativ interessantes Angebot für Hummeln bieten zu können; wir haben nämlich beobachtet dass Pflanzen, welche nur einzeln stehen bei uns weniger besucht werden. Man kann aber durchaus verschiedene  Pflanzen  in wechselnder Reihenfolge setzten, wenn man eine klassisch formale Wirkung erzielen möchte. Hier lassen sich höchst individuelle Pflanzenarrangements kreieren, die den Hunger der Hummeln und unseren Sinn für Schönheit stillen.

Noch ein ganz einfacher Tipp: in Gärtnereien kaufen wir grundsätzlich nur jene Pflanzen, auf denen nektarsuchende Insekten zu sehen sind.